Ein älteres Ehepaar feierte nach langen Ehejahren das Fest der Goldenen Hochzeit. Beim gemeinsamen Frühstück dachte die Frau: „Seit fünfzig Jahren habe ich immer auf meinen Mann Rücksicht genommen und ihm immer das knusprige Oberteil des Brötchens gegeben. Heute will ich mir endlich diese Delikatesse gönnen.“ Sie schmierte sich das Oberteil des Brötchens und gab das andere Teil ihrem Mann. Entgegen ihrer Erwartung war dieser hocherfreut, küßte ihre Hand und sagte: „Mein Liebling, du bereitest mir die größte Freude des Tages. Über 50 Jahre habe ich das Brötchen-Unterteil nicht mehr gegessen, das ich vom Brötchen am allerliebsten mag. Ich dachte immer, du solltest es haben, weil es dir so gut schmeckt.“ (Nossrat Peseschkian „Der Kaufmann und der Papagei“)
„Hättest ja auch was sagen können…“ Wenn wir denken, wir hätten doch an alles gedacht und alles soooo gut gemacht – und es dann doch ganz anders ist: 50 Jahre Ehe…. Müssen wir so lange warten, bis wir uns mitteilen, was wir wichtig finden und gern haben?
Die beiden haben sich immer das Brötchen, die Aufgaben, die Erziehung…. geteilt, aber haben sie sich auch selbst dem anderen mit-geteilt? Das braucht Mut und Vertrauen in meinen Partner, weil ich mich verletzlich zeige – es ist eben vielleicht nicht alles so, wie er oder sie dachte.
Erwartungserwartungen und die Sorge vor Erwartungsenttäuschungen bestimmen sehr häufig unser Handeln. Gemeint ist damit, die eigene Vorstellung und Erwartung, dass andere dies und das von uns erwarten oder die Sorge vermeintliche Erwartungen nicht zu erfüllen. Wir wollen es doch gerne recht machen! Möglicherweise liegen wir oft falsch.
Kannst Dich heute Abend ja mal eine kleine Sache trauen. Verrate doch mal Deinem Partner, Deinem Freund oder Freundin, wo er oder sie Deinen Vorlieben und Bedürfnissen noch besser begegnen könnte. Kannst ja mit der Info über die Brötchenhälfte anfangen, vielleicht weiß er oder sie das ja noch gar nicht von Dir…